Einspruch IV

2004
Short film, 10 min, 35mm

by Rolando Colla
with Eric Seigne Joél Démarty Lydia Ewande
Original version French
https://peacock.ch/images/images/
Director Statement
Stellungnahme des Regisseurs Im Mai 2001 kommt im Ausschaffungsgefängnis von Sierre der 27jährige Afrikaner Samson Chukwu ums Leben, als er von zwei Beamten abgeführt werden sollte. Die Walliser Untersuchungsbehörden leiten gegen die beiden Beamten zunächst ein Verfahren wegen fahrlässiger Tötung ein. Am 26. Juli 2001 informiert der Untersuchungsrichter die Öffentlichkeit: Der Autopsiebericht hat als Todesursache eindeutig Ersticken ergeben, und zwar die sogenannte "positional asphyxia", die eintritt, wenn stark erregte Personen in Bauchlage mit hinter dem Rücken gefesselten Armen festgehalten werden. Das Verfahren gegen die beiden Polizisten wird mit der Begründung eingestellt, die Beamten hätten nichts von der Gefahr dieser Position gewusst. Dagegen reicht die Familie des Verstorbenen mit Hilfe einer Menschenrechtsorganisation Beschwerde ein, doch die Beschwerde wird drei Mal abgelehnt, zuletzt vom Bundesgericht. Die offizielle Schweiz weist jegliche Schuld von sich, sie wird sich auch nie bei der Familie des Verstorbenen entschuldigen. "Einspruch IV" kommt als Dokumentarfilm daher. André, das Mitglied einer Menschenrechtsorganisation will wissen, woran Chukwu gestorben ist und vor allem möchte er, dass der zuständige Regierungsrat als oberster politischer Verantwortlicher die Mutter des Verstorbenen trifft. Eine Utopie, denn eine solche Begegnung hat nie stattgefunden. In "Einspruch IV" jedoch findet sie statt. Der Politiker taucht auf, informiert, zeigt Gefühle, bekennt seine Schuld. Die Phantasie einer humanen Welt wird Wirklichkeit. Der Film wurde auf Video gedreht: Es sind aus der Hand gedrehte Plansequenzen mit den für Reportagen üblichen Unschärfen, mit Zoom- und Rissschwenkbewegungen. Asymetrien in der Bildgestaltung, zufällig die Kamera kreuzende Passanten, Pausen und Verzögerungen im Handlungsablauf etc.. Damit sollen die Spuren der Inszenierung so weit wie möglich verwischen. Grundsätzlich wurde grösstmögliche Glaubwürdigkeit angestrebt. Ja, ich bin ein Utopist und deshalb glaube ich, dass man den Wurm entdecken muss, der in der Schöpfung steckt, man muss den ursprünglichen Irrtum - die menschliche Gleichgültigkeit, den Mangel an Mitgefühl - korrigieren, und alles wird wieder gut. Aber davon sind wir noch weit entfernt. "Einspruch IV" ist eine Utopie, wirklichkeitsnah inszeniert, um Reibung zu schaffen. Es ist die Reibung, die entsteht, wenn eine Utopie ganz unerwartet Wirklichkeit wird. Rolando Colla